Essen packt an!

Warm durch die Nacht - Tourbericht 25.04.2016 von Elke

- Kirchenasyl bei strömendem Regen -


Es hatten sich für heute nur wenige Tourengänger angemeldet. Ingrid war schon sehr früh am Heim und bereitete das Fahrrad vor. Die Gasflasche wurde gewechselt und die Suppen in die Behälter gefüllt. Im Angebot hatten wir einen vegetarischen Nudeltopf mit Zucchini in Tomatensauce sowie einen Texastopf. Als Chucky und ich dazu kamen, wurde beschlossen lediglich das Fahrrad und den großen Bollerwagen mitzunehmen, da nur an diesem

die Körbe befestigt werden können. Wir machten ihn einmal komplett leer und packten Hygieneartikel und diverse Kleinigkeiten ein. So ausgerüstet, begaben wir uns mit Rouven, der ebenfalls kurz zum Heim kam, in Richtung Rheinischer Platz.
Kurz nachdem wir aufgebrochen waren kamen uns unsere Helfer Klaus und Michael entgegen. Am Rheinischen Platz wurden wir von Bettina, die ebenfalls an dieser Tour teilnahm, erwartet. Da das Wetter sehr zu wünschen übrig ließ, konnten wir nicht an unserem gewohnten Platz stehen, sondern bezogen, wie schon etliche Male zuvor, wenn es regnete, die Stelle unter dem Dach vom Panic Room. Der im Abia deponierte Heißwasserbehälter wurde abgeholt und kurze Zeit später trafen auch Vroni und Michael mit dem von der Bäckerei Gebr. Förster GbR gespendeten Brot ein. Direkt nach unserer Ankunft wurden wir, trotz des nassen Wetters, von hungrigen Menschen regelrecht belagert. Einen solchen Andrang haben wir bisher, zum Tourbeginn, nicht oft erlebt. Innerhalb kürzester Zeit war der erste Behälter mit dem Texastopf so gut wie leer. Zwischenzeitlich gab uns jemand vom Panic Room zu verstehen, dass wir diesen Platz räumen müssten, da geöffnet würde. Aufgrund des Wetters und der Ankündigung, dass es sich nicht ändern würde, beschlossen wir, uns direkt vor den Platz am Gertrudis-Saal zu stellen. Dort standen wir überdacht und waren vor dem Regen geschützt.
Ingrid war mit Basti und Amir, unserem Dolmetscher von einer der vorherigen Touren, noch einmal zum Heim gegangen um Nachschub zu holen, da sich kaum noch Suppen im Fahrrad befanden. Wir füllten den fast leeren Behälter mit weißen Bohnen und Fleischeinlage, sowie noch einige Dosen des vegetarischen Nudelgerichtes auf. Auch diese Suppen wurden zügig von Bedürftigen, die uns an anderen Tagen erst an der Hauptpost begegnen, verspeist.
Mittlerweile hat es sich dann doch herumgesprochen, dass wir unsere Tour um 18.00 Uhr am Rheinischen Platz beginnen und dass hier die größte Auswahl besteht etwas leckeres zu Essen und diverse andere Sachen zu bekommen. Ingrid und Bettina machten sich zwischendurch auf den Weg und gingen zum Hbf, um nachzusehen, ob dort noch Bedürftige wären. Sie kehrten jedoch mit dem Resümee zurück, dass dort nur gähnende Leere vorherrschte.
Mittlerweile war unser treuer  S. zu uns gekommen. Am Freitag hatte er angekündigt, dass es ihm ein Bedürfnis sei, uns zu helfen. Er öffnete einige Dosen, leerte deren Inhalt in die Behälter und entsorgte sie. Da wir heute keine weitere Hilfe benötigten, bekam auch er von dem mittlerweile gemixten Bohneneintopf, bestehend aus roten, grünen und weißen Bohnen.
Unserer Schwangeren geht es wohl mittlerweile wieder besser. Sie kam mit ihrem Mann zum Suppenfahrrad und entschuldigte sich für sein, manchmal forderndes Benehmen. Als alle mit heißen Speisen und Getränken versorgt waren und längere Zeit Niemand kam, begannen wir relativ früh mit der Reinigung des Fahrrades. Wir waren fast fertig, da erkundigte sich ein älterer Herr mit zwei jüngeren Männern, ob er noch einen "warmen Löffel" bekommen würde. Natürlich leisteten wir dieser Bitte Folge und reichten noch einmal Suppen und Brot. Ein schwarzer Kaffee war auch noch willkommen.
Ein junger Mann erzählte uns, dass er das erste Mal seit längerer Zeit nicht mit einem knurrenden Magen schlafen gehen würde. Da sein Kollege, bei dem er zurzeit wohne, in Therapie sei, würde er draußen unter Pappen schlafen. Er bekam von Ingrid eine Decke und wird, sofern vorhanden, bei der nächsten Tour einen Schlafsack sowie eine Iso-Matte bekommen. Ingrid und Bettina richteten noch ein "Care-Paket" für einen Menschen, von dem Elke wusste, dass er derzeit nichts zu essen hat und sich eine "Schwarzfahrt" zu uns nicht erlauben könne.
Im Anschluss daran beendeten wir unsere Tour und brachten Fahrrad und Bollerwagen zurück zum Standort. An diesem Tag wurden insgesamt 27 Dosen Essen gereicht, etliche für die Ofw'ler wichtige Gespräche geführt und am Ende des Tages kehrte jeder von uns zufrieden nach Hause zurück. Ingrid brachte die vorbereitete Tasche direkt bis vor die Haustür und er bedankte sich von Herzen, dass er auf diesem Wege doch noch etwas Warmes in den Magen bekäme und für den nächsten Tag und wenn er sich gut einteile, auch für die darauf folgenden, etwas zu Essen habe.
Es war wieder einmal eine Freude zu erleben, wie Sachen, die für uns so selbstverständlich sind, andere Menschen wirklich glücklich machen können. Ich persönlich kann nur jedem, der ab und zu unzufrieden ist, empfehlen, uns einmal bei einer Tour zu begleiten. Danach wird er zu schätzen wissen, was er hat. Wir haben, im Gegensatz zu einigen unserer Mitbürger, einen warmen und trockenen Platz, den wir unser Zuhause nennen dürfen und es wäre wünschenswert, wenn auch unseren Ofw'lern dieses Glück zuteilwürde.

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